Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit.
Sirach 1, 10
Das Buch Jesus Sirach gehört zu den apokryphen Schriften im AT. Das heißt, es wurde mit verschiedenen anderen Schriften aus dem gesamten Schriftenkanon des späteren Judentums vorchristlicher Zeit ausgeschlossen; dafür gab es mannigfaltige Gründe, deren einer für Luthers etwas mitleidiges Urteil sprechen könnte: „Das sind Bücher, so der heiligen Schrift nicht gleich gehalten, und doch nützlich und gut zu lesen sind“.
Seit der letzten Bibelrevision 2017 sind die Apokryphen jetzt in der Lutherbibel enthalten.
Die Ehrfurcht vor dem Herrn ist die Krone der Weisheit, so könnte der Monatsspruch aus dem Sirachbuch auch umschrieben werden. Es lohnt, das gesamte Buch mit seinen 51 Kapiteln zu lesen, um den Begriff der Weisheit, wie Sirach, der große Weisheitslehrer sie meinte, zu verstehen – fast ein „Hymnus“. Hier wird die neue Lebensform der Weisheit vorgestellt.
Sie hat nichts zu tun mit der Weisheit, wie wir sie als Menschen kennen. Wir reden z. B. von der „Altersweisheit“ – damit ist die Weisheit nicht gemeint, mit der Sirach sie darstellt.
In allen Kapiteln beschreibt er sie als die Liebe zu Gott und führt gleichsam in einer wunderbaren, fast lyrischen Bildsprache das gesamte menschliche Leben und das Verhalten in der Gesellschaft vor:
Angefangen vom Kapitel über die Eltern, über die Hilfe für Arme, über verantwortliches Reden, über Warnung vor Unrecht, Ehrgeiz und Stolz, über den Tod und vieles andere mehr bis hin am Ende seines Buches zu den Propheten des Alten Testaments.
In unsere Zeit des Ukrainekrieges passen treffend die Sätze:“ Wer die Weisheit liebt, der liebt das Leben, wer die Weisheit liebt, den liebt auch Gott“, um anzuschließen: „Wer ihr (der Weisheit) gehorcht, der wird Völker regieren und sicher wohnen“.
Wenn Sirach das Gebot aufstellt: „Forsche nach ihr und suche sie, die Weisheit!“, so möchte er uns Menschen dazu bewegen, über die Weisheit nachzusinnen und sie in unser ganzes Denken aufzunehmen.
Das alles aber immer mit dem Hintergrund, dass die Liebe zu Gott diese Weisheit ist, auch wenn seine Entscheidungen unergründlich und seine Wege oft unerforschlich sind.
Das Lied in unserem Kirchengesangbuch „Nun danket alle Gott“ kann man im 50. Kapitel des Buches Sirach in den Versen 22 bis 24 wieder erkennen.
Luther hat diese Verse nach dem lateinischen Text übersetzt und der Textdichter Martin Rinckart hat um 1636, 12 Jahre vor dem Ende des verheerenden 30jährigen Krieges, diese Verse von Sirach als Grundlage für den Choral auserwählt.
Um der Weisheit im biblischen Sinn auch im NT nachzugehen, möge der dritte Vers im 2. Kapitel des Kolosserbriefes diese Betrachtung vervollständigen:
„In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ …