Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker.

Offenbarung 15, Vers 3

Die Offenbarung des Johannes ist das einzige prophetische Buch im Neuen Testament, entstanden wahrscheinlich zwischen 90 und 96 nach Christus. Es galt zur Zeit der Christenverfolgung im Römischen Reich als ein Buch des hoffnungsvollen Zuspruchs. Eine Offenbarung ist die Offenlegung oder Enthüllung von Dingen, die verborgen sind. Ins Griechische übersetzt kennen wir sie als „Apokalypse“. Und so hat der Autor der biblischen Offenbarung, der Evangelist Johannes, in einer Vision den Auftrag von Christus erhalten,
alles was er sehen wird, aufzuscheiben. (Bekannt ist heute im Volk der Begriff „Apokalypse“als Interpretation des Weltendes). In allegorischen Bildern von Farben, Zahlen und Tieren schildert Johannes in zweiundzwanzig Kapiteln seine Visionen.

Unser Monatsspruch beginnt mit der Schilderung eines Gesangs, den schon Moses und die Israeliten gesungen hatten. Er beschreibt die wunderbare Schöpfung durch Gott, deren Herrscher er ist.

Wir feiern in diesem Monat Erntedank und denken dabei an die Früchte und Farben des Sommers. Wir haben versucht, uns inmitten der Krisen in diesem Jahr dennoch zu erholen und im Urlaub einmal nur die wunderbare Natur zu genießen, ob am Meer oder in den Bergen. Auch wir haben gesungen aus Freude und Dank für so viel Schönes, das uns begegnete. Dankbarkeit als Lebensgefühl! Gottes Schöpfung ist reich und birgt in sich auch die Dinge, die wir allgemein gar nicht als zugehörig verstehen.

So schrieb der Astrophysiker Heino Falcke: „Wir dürfen mit Freude unseren Schöpfer loben“. Das Ziel seiner Arbeit galt den vielen Galaxien aus den Anfängen des Universums. Und zur wunderbaren Schöpfung gehört auch dies alles, für den Menschen nicht weg zu denken, was ihn, was uns ausmacht: unsere Empfindsamkeit, unsere Fantasien, unsere Träume, unsere Emotionen …

Und dennoch muss an dieser Stelle auch an den Sommer dieses Jahres zurück gedacht werden, den so viel Menschen – mehr an der Zahl als die glücklichen Urlauber – in Angst und Not, ja, sogar als Tod erleben mussten. Boote mit afrikanischen Flüchtlingen auf dem Mittelmeer, Flüchtlinge in Lagern, Kriegsgeschädigte und dazu der Hunger als aller Begleiter. „Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker“ … wie passt der Vers
zusammen mit den Krisen in der Welt?

So wie wir Menschen an dem womöglich in die Katastrophe führenden Klima Schuld sind, müssen wir uns auch angesichts des Unglücks, das Menschen erleiden, fragen lassen, inwieweit nicht wir selber daran schuldig geworden sind und Verantwortung nicht wahr genommen haben.

Immer mehr Waffen bringen immer mehr Tote im Krieg. Beten wir eigentlich intensiv für das Ende des Krieges, für das Ende der Umstände, die Menschen ins Unglück werfen?

Gott wird gerecht handeln, wenn wir damit beginnen, selber gerecht und verantwortungsvoll zu handeln.