Weigere dich nicht, Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag
Sprüche, 3, 27
In einem Fernsehbericht ging es um die Spendenbereitschaft in Deutschland. Dabei kam heraus, dass die ärmere Bevölkerung weitgehend spendenfreudiger ist als die Menschen in Deutschland, denen es finanziell so viel besser geht.
An dieser Stelle muss allerdings eingefügt werden, dass Millionäre und etliche große Firmen – meist ungenannt – hohe Beträge für Hilfswerke und Aktionen gegen den Hunger stiften.
Der Monatsspruch in diesem Monat ist ein Spruch aus der Spruchsammlung Salomos, des Sohnes von König David. Er wurde etwa um 990 vor Christus geboren und man nannte ihn „ Friedenskönig“. Ein Bibellexikon erklärt den Wohlstand der Bevölkerung folgendermaßen: „Das Volk wohnt sicher zu seiner Zeit, jeder unter seinem Weinstock und seinem Feigenbaum“. Es geht den Menschen also gut und kaum jemand wird wohl einem Bedürftigen seine Hilfe verweigern. Wahrscheinlich braucht es der Mahnung gar nicht, sich der Barmherzigkeit zu verweigern. Allerdings räumt Saulus ein, dass der Geber sich des eigenen Besitzstandes auch sicher sein muss, „wenn es die Hand zu geben vermag“.
Wir denken an den Markus-Text, der von der armen Witwe berichtet. Sie gab in den Opferkasten alles, was sie besaß – zwei Scherflein, der Wert eines Hellers. Jesus, der diese Begebenheit im Tempel beobachtet hatte, erklärte seinen Freunden, dass die meisten „von ihrem Überflus eingelegt haben“, diese Witwe aber „hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt“ (Markus 12, 41 ff).
An dieser Stelle möchte ich eine persönliche Begebenheit erzählen: In unserem ersten, weiträumigen Pfarrhaus auf dem Land brauchte ich nach der Geburt des zweiten Kindes eine Haushaltshilfe. Eine alte Frau, körperlich nicht mehr gesund, bat, uns helfen zu „dürfen“. Mit schlechtem Gewissen ließ ich es zu und als es ans Bezahlen ihrer Arbeitsstunden ging, lehnte sie voller Güte das Geld ab, das sie sich doch eigentlich erarbeitet hatte. Da unsere „Hand es vermochte“,Gutes mit Gutem auszugleichen, schwanden unsere Gewissensbisse.
Wir feiern in diesem Monat das Pfingstfest. In der Apostelgeschichte wird berichtet, wie der Heilige Geist über die Jünger ausgegossen wurde. Menschen aus den verschiedensten Teilen des römischen Reiches hörten die Predigt des Petrus und spürten plötzlich, dass sie alle diese Predigt in einer einheitlichen Sprache verstanden – das Pfingstwunder.
Als erste Christen begannen sie die Gütergemeinschaft zu pflegen: Alles Besitztum gehörte zu gleichen Teilen jedem Einzelnen und an Mangel hatte keiner zu leiden.
„Willst du vollkommen sein, so gehe hin und verkaufe, was du hast und gib es den Armen!“, so die Worte Jesu aus dem Matthäusevangelium.
Gebet
Herr, gib uns unser täglich Brot,
lass uns bereit sein, in der Not zu teilen,
was du uns gewährt.
Dein ist die Erde, die uns nährt.
AMEN
Die Sorge um mein tägliches Brot
Nikolai Berdjajew
Ist eine materielle Frage.
Die Sorge um das Brot meines Bruders
Ist eine geistliche Frage.
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