Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.

Psalm 42, Vers 3

Sterile Kälte hüllt mich ein.
Ein Stich in die Vene
Lässt fallen ins Schwarze, Bodenlose;
Wohin bist du, meine Seele,
Indes gegangen,
Wohin mit all den Bedrückungen
Und ich, dennoch – bis hierhin –
Mit Vertrauen in deine Existenz?

Dieser erste Vers eines meiner Gedichte ist dem Monatsspruch gewidmet …

Vor vier Jahren erlitt ich einen schweren Unfall und im Augenblick, als ich bereits auf dem OP-Tisch lag, so gerade noch die Einleitung der Anästhesie wahrnahm, durchzuckte es mich wie ein Blitz: Wohin gehst du jetzt, meine Seele?

Viele Stunden später wusste ich sie wieder bei mir: Frieden und Gelassenheit hatten sich in mir ausgebreitet.

Seit dieser Zeit verbringe ich viel Zeit mit Nachdenken über all das, was über die Seele gesagt und geschrieben wird.

Seit der Antike haben sich Menschen mit ihr beschäftigt, sich gefragt: Einheit mit dem Leib? Einheit mit Geist und Leib? Oder eigenständig? – die Seele?

Paulus gibt die Erklärung, indem er von „Geist samt Seele und Leib“ spricht
(1. Thessalonicher 5, 23).

Das Neue Testament also weiß, dass „Seele“ den ganzen Menschen meint. Ihr Verlust könnte den Tod des Menschen bedeuten, ihre Rückkehr das Leben, das Weiterleben.

Meine aufgeregte Frage im OP-Saal war also gar nicht so bedeutungslos.

Ich benötigte in der angstvollen Situation Zuspruch von Gott, wie es der Monatsspruch ausdrückt: „Die Seele dürstet nach Gott“, nach Trost und Beistand.

Ohne Gottes Zuspruch wird die Seele„verdursten“ und ihren Frieden verlieren, wie es der 17. Vers in den Klageliedern des Jeremias beschreibt: „Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben“.

Für das, was mit der Seele nach des Menschen Tod geschieht, reichen unsere Ahnungen und Erkenntnisse nicht aus. Doch wir Christen glauben ja, dass seine Seele nicht mit dem Körper stirbt, sondern bei Gott aufgehoben ist, was also den Menschen in seinem sterblichen Dasein meint und fortan in seinem neuen von Gott bestimmten Leben.

Profan gesehen zeigt die Seele menschliche Gefühle und Emotionen. Sie kann sich ängstigen, traurig wie fröhlich sein; sie mag recht frohgemut singen.

Ihren hohen Wert, den der Mensch mit ihr besitzt,wird im 26. Vers bei Matthäus im 16. Kapitel hervorgehoben: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nehme doch Schaden an seiner Seele?“

Die Antwort kann nur heißen: „Lasst unsere Seele nach Gott verlangen!“