CHRISTSEIN NEU DENKEN

UND LEBEN

Was ist das Wesentliche unseres Christseins? Getauft zu sein und eine aktuelle Kirchenmitgliedschaft vorzuweisen? Reicht es, einfach nur als vermeintlich ordentlicher Mensch zu leben, vielleicht gelegentlich ein Orgelkonzert zu besuchen und sich letztlich einmal christlich bestatten zu lassen? Musste sich dafür Jesus ans Kreuz schlagen lassen und sein Leben geben? Das hätte man wohl einfacher haben können. Für ein paar „religiöse Nebenbedürfnisse des Mittelstandes“ sollte niemand sterben müssen, so verfasste es einmal der Schweizer Schriftsteller und Pfarrer Kurt Marti.

Es muss also mehr dahinterstecken, als nur ein schlichtes religiöses Gefühl. Und: Vielleicht liegt in dieser Frage der Schlüssel für die Krise unserer Kirche. Wir merken und erkennen zunehmend: Kirche als eine rein religiöse Serviceeinrichtung für ausgewählte Lebenshöhepunkte ist nicht zukunftsfähig. Wer allein daran sein Christsein festmacht, wird wohlmöglich enttäuscht.

Christsein benötigt mehr, ist anderes, will anders sein. Christsein verlangt nach Ganzheitlichkeit. Was heißt das? Christsein will das gesamte Leben, uns als ganzen Menschen durchdringen.

Christsein sucht die Beziehung, sucht die Gemeinschaft der anderen, ist Leben in einer christlichen Gemeinde, einer Gemeinschaft, in der eine aktive gegenseitige Lebensbegleitung gelebt wird.

Gemeinschaft? Ja, Gemeinschaft braucht, genau wie eine Freundschaft, die Pflege. Man muss im Kontakt bleiben, dazu gehört das regelmäßige Treffen, gegenseitiges Nachfragen und Bestärken, gemeinsames Feiern des Glaubens und des Lebens. Wo ist der Ort, wann ist die Zeit? Sicher, manchen Gemeindekreis gibt es so nicht mehr, die Zeiten haben sich geändert. Aber daran muss ein Christsein nicht scheitern, denn es gibt das Zentrum, in dem all dies geschieht – den Gottesdienst. Gottesdienst heißt nicht, dass wir einen Dienst tun, sondern Gottes heilwirkenden und lebensstärkenden Dienst in feierlicher Weise an uns geschehen lassen.

„Gott ruft und dient uns!“ – indem wir, die Getauften, zusammenkommen, real und nicht allein über WhatsApp oder einem Schreiben aus dem Gemeindebüro.

Daher, denkt und lebt das Christsein neu. So hat unsere Kirche, die Kirche Jesu, Zukunft.

Ihr Dirk Vogel