Autor: Orla Danz (Seite 1 von 3)

Orla Danz, geboren 1938 als Tochter eines Pfarrers in Gotha. 1956 Abitur, anschließend bis 1960 Theologiestudium in Jena. Ebenfalls 1960 Verheiratung mit einem Pfarrer, drei Kinder.

In den 70/80 er Jahren Beginn des Schreibens, zunächst in den Kirchenzeitungen “Die Kirche” und “Glaube und Heimat” als Artikel, Meditationen, Gedichte.

In den folgenden Jahren eigene Veröffentlichungen, eigene Lesungen und Teilnahme an Autorenlesungen in Mühlhausen, Bad Langensalza, Gotha, Erfurt.

Im Anschluss an Prosaerzählungen dann nur noch ausschließlich Gedichte, die z.T. bei Wettbewerben eingereicht wurden. Antrieb zum Schreiben bildeten eine lebenslange chronische Krankheit und schließlich der christliche Glaube.

Monatsspruch für Dezember

Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.


Lukas 2, 30-31

Seit Jahrzehnten führen Kinder, nicht selten auch Erwachsene ein Krippenspiel vor dem Weihnachtsfest auf.

Ein Engel kündigt den Hirten auf dem Feld die Geburt des Heilands an. Voller Freude eilen sie dem Stall entgegen, in dem, so hat der Engel vom Himmel verkündet, das neu geborene Kind, welches Christus sein wird, in einer Futterkrippe liegt.

„Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden…“, so hören die Hirten die Engelschar singen.

Diese Krippenspiele habe ich früher oft mit den Kindern unserer Gemeinden aufführen lassen. Eines aber ist mir besonders in Erinnerung geblieben:

Bei der letzten Probe im Altarraum der Kirche meldete sich ein etwa neunjähriger Junge – Markus, einer der zukünftigen Hirten – mit der Frage: was ist denn ein „Heiland“?

Zunächst war ich irritiert, dann aber freute ich mich über diese Frage und über das offenkundige Interesse des Jungen.

Ich ließ die Kinder sich setzen und erklärte ihnen den Zusammenhang von Heil und Heiland.

Dass „Heil“ etwas Gutes ist, ja, das war für die Kinder einsichtig.

Dass der, der das Heil in die Welt gebracht hat – zunächst das neu geborene Jesuskind, später der erwachsene Jesus – musste ich näher erklären und griff die Erzählung von dem frommen alten Simeon und der Prophetin Hanna auf.

Ich las den Kindern den Luthertext aus der Bibel im Lukasevangelium vor – die Kinder verhielten sich ruhig und hörten interessiert zu. Dann erzählte ich ihnen mit meinen Worten, wie Simeon sein ganzes Leben lang darauf gewartet hatte, dass Jesus, der auch Christus genannt wird, für Simeon erlebbar werden möchte.

Dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen sollte, konnte er eines Tages im Tempel erleben, wo Maria und Josef mit ihrem kleinen neu geborenen Kind zur Andacht erschienen, die dem Neugeborenen ganz besonders gewidmet war.

Simeon erkannte durch Gottes Hilfe sofort in diesem Kinde Jesus.

Er nahm den Eltern das Kind ab und lobte Gott mit den Worten: „meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern“.

Eine sehr alte, ebenso fromme Frau – sie hieß Hanna – trat zu der kleinen Gruppe hinzu und sprach auch zu ihnen von Gott.

Das kleine Jesuskind aber wuchs heran zum Mann und wendete sich den Menschen zu, die ihm in ihren Nöten und Sorgen zuhörten und oft Heilung von ihm erfuhren.

Und zum Gedenken an die Geburt des Jesus Christus feiern die Menschen jährlich das Weihnachtsfest.

Wenn ich mich heute an dieses Ereignis mit Markus – den kleinen Hirten – und seine wichtige Frage erinnere, denke ich voll Hoffnung und mit guten Wünschen an alle die Menschen im Raum der Kirche, die auch in diesem Jahr wieder Krippenspiele einüben werden.

Sie alle, Kinder und Erwachsene, werden Gott um den Weihnachtssegen für unsere Welt bitten.

Gebet


Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.


Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.
AMEN

(Auszug von Jochen Klepper)

Monatsspruch für November

Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meeres. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.

Hiob 9, 8-9

Menschen sehnen sich nach Geborgenheit.

Schon im wohnlichen Bereich zeugen Decken auf den Sitz- oder Schlafmöbeln für das Gefühl von Wärme und Schutz.

So kann das Firmament, das Himmelsgewölbe verglichen werden mit einer „Himmelsdecke“.

Sie soll uns wie eine wärmende Decke Schutz und Geborgenheit vermitteln.

Die Gestirne des Himmels erinnern uns an das Kinderlied des Dichterpfarrers Wilhelm Hey.

1837 wurde es erstmalig veröffentlicht:

„Weißt du, wieviel Sterne stehen an dem blauen Himmelszelt …“

In diesem Lied beschreibt der Dichter Gottes Wertschätzung für seine Schöpfung und seine Liebe zu uns Menschen: „dass ihm auch nicht eines fehlet an der großen Zahl“ und – „dass sie ohne Sorg und Mühe fröhlich sind im Tageslauf“.

Das Nachdenken über diese Liedzeile in der dritten Strophe fällt heute besonders schwer angesichts der Katastrophen in der Welt, auch noch immer des 9. November 1938, der „Kristallnacht“ gedenkend.

Die Bilder aus den heutigen Kriegsgebieten machen uns beinahe sprachlos. „Fröhlich sein im Tageslauf“? Eine schützende Himmelsdecke?

„Wie kann der Schöpfergott dieses gehäufte Unglück für Tausende Menschen zulassen? Wie für die Natur, sein Schöpfungswerk?

Dürfen wir Christen so fragen? Ja, denke ich, wir dürfen wie so viele Beter es in den Psalmen getan haben

Wir dürfen wie sie klagen: „Da sah Gott ihre Not an, als er ihre Klage hörte“, heißt es im 106. Psalm.

Wir kennen Gottes Wege nicht, aber wie Hiob nach all den Schicksalsschlägen, die er erlitten hat, sein Vertrauen in Gott nicht verlor, so wollen wir unser Vertrauen nicht versiegen lassen, um doch in einer kommenden Zeit dem Monatsspruch, von Hiob geäußert, nachzusinnen und die Sätze aus dem 136. Psalm zu den unseren werden zu lassen:

„der die Himmel mit Weisheit gemacht hat, der die Erde über den Wassern ausgebreitet hat, der große Lichter gemacht hat, die Sonne, den Tag zu regieren, den Mond und die Sterne, die Nacht zu regieren, denn seine Güte währt ewiglich“.

Gebet

Gott, wir danken dir, dass du unseren Weg bestimmst,
nicht der Zufall und nicht die Sterne.
Du allein bist es, der uns führt.
Lass uns daran glauben
und dich um Menschlichkeit in der Welt bitten.

AMEN

Monatsspruch Oktober

Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.


Jakobus 1,22

Bei dem Namen Jakob denke ich an die Jungen, die ich kannte oder heute kenne mit dem Vornamen „Jakob“. Im Beliebtheitsranking aller deutscher Jungennamen belegt „Jakob“ den 14. Platz.

Dabei kommt mir innerhalb der Literatur der Roman von Jurek Becker“ in den Sinn: „Jakob der Lügner“.

  Der Autor unseres Monatsspruchs ist Jakobus, der – zwar eine umstrittene Behauptung –

der Bruder Jesus sein sollte.

„Ja`akow“ – dieser Name heißt übersetzt „Gott wird schützen“. Es handelt sich bei seinem Text, gerichtet an die damalige Christenheit, um eine Ansprache in Briefform.

Jakobus lebte etwa zwischen 40 und 49 n. Chr., wurde aber- im Widerspruch zu seinem Namen – um 62 n. Chr. gesteinigt.

  Der angebliche Lügner in Beckers Roman ist kein echter Lügner. Mittels Unwahrheiten flößt er jüdischen Mitbürgern Lebenswillen ein, indem er Tatsachen, die in Wirklichkeit nur von ihm erdacht sind, als optimistische Hoffnungsträger weiter im Ghetto verbreitet. Die Zahl der Suizide geht daraufhin unter den verzweifelten Menschen zurück – „ein Lügner aus Barmherzigkeit“.

  Dieser „Lügner“ war kein Betrüger, auch sich selbst hat er nicht betrogen, denn aus seinem Tun ging ja Nächstenliebe hervor – er versuchte auf ungewöhnliche Weise Menschen zu helfen.

Man kann nicht anders als ihn zu denen zu zählen, die nicht allein Hörer all dessen waren, was das die Bibel zum Inhalt hat, nein, er war zum Täter des Wortes Gottes geworden.

  Auf die heutige Zeit angewendet, wird der Widerspruch deutlich, der sich aus den unterschiedlichen Meinungen christlicher Mitbürger ergibt:

„Frieden schaffen ohne Waffen“ sagen die einen und „Ohne Waffen kein Friede“, sagen die anderen. Beide Gruppen meinen von sich, dass sie aus einem christlichen Verständnis heraus ihre Meinung verteidigen dürfen.

Beide Gruppen sind Hörer des Wortes Gottes, aber ohne die Tat, nämlich den Frieden mit der einen wie mit der anderen Version herzustellen, betrügen sie sich womöglich selbst.

  Es lohnt, diesen Jakobusbrief zu lesen, ihm nachzusinnen, ist er doch eine der ältesten Schriften des Neuen Testamentes.

Gebet


Schöpfer des Lebens, wir loben dich.
Du schenkst uns das Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit.
Schöpfer des Lebens, wir loben dich. Du schenkst uns die Frucht des Weinstocks,
das Zeichen des Festes.
Wie aus den Körnern das Brot, aus den Trauben der Wein geworden sind, so mache aus uns eine Gemeinde, ein Zeichen des Friedens für diese Welt,

AMEN

Monatsspruch September 2023

Jesus Christus spricht: Wer sagt denn ihr, dass ich sei?

Matthäus 16,15

In Gesprächen auf der Straße unterhalten sich Nachbarn. Dabei kommt die Sprache auf einen gemeinsamen Bekannten: ob der sich wohl vorstellen kann, dass untereinander über ihn getuschelt wird, wie er so sei, wie er so „herüber kommt?“ … 

   Jesus fragt auf einem Gang nach Cäsarea Philippi seine Jünger, was die Leute so über ihn reden, wer er sei. Die Antworten gefallen Jesus nicht unbedingt, weil sie auf bedeutende Persönlichkeiten der Bibel weisen: Johannes der Täufer, der Prophet Elia, der Prophet Jeremia und andere Propheten. Jesus ist bescheiden und will sich mit den Großen nicht identifizieren.

Und so fragt er nun die Jünger ganz persönlich: „Was sagt denn ihr, dass ich sei?“ 

Zunächst gibt es wohl keine Antwort, bis Simon Petrus ausruft: „Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn“.

Aus dieser Antwort klingt Leidenschaft, denn sie ist ein Glaubensbekenntnis und dieses von dem Jünger, der Jesus später dreimal verraten wird.

Jesus gibt Petrus ein beeindruckendes Versprechen: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen“ (Petrus auf deutsch:Felsen).

Später fordert er seine Jünger auf, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.

    1933, also vor genau 90 Jahren, hielt Dietrich Bonhoeffer eine Predigt über unseren Monatsspruch. Er litt sehr unter der Kirche der „Deutschen Christen“, eine Hitler zugewandte Kirchenabspaltung. Diese seine innere Verletzung führte ihn zur Definition „Kirche der kleinen Schar“. Im Zusammenhang mit der Frage Jesu an die Jünger „wer glaubt ihr, dass ich seii?“ verteidigte er nicht Ansichten sondern Antworten derer, die gefragt werden.

   Bonhoeffer setzte sich auch mit der Frage auseinander, wer er wirklich sei: der, von dem im Gefängnis gesagt wird, wie ruhig und gelassen er auf andere Menschen wirke, oder der, den er in seinem Gedicht beschreibt:

Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?

Oder bin ich nur, was ich selbst von mir weiß?

Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig,

Ringend nach Lebensatem … …

Müde und leer zum Beten und zum Denken.

Wer bin ich? Der oder jener?

Wer ich auch bin, DU kennst mich,

DEIN bin ich, o Gott.

Bekennen wir, die heute auch wieder „kleine Schar“ von Kirche, unser Christsein vor denen, die uns danach fragen? Gott möge uns den Mut und die Kraft dazu verleihen!

Gebet

Du bist mein Stärk, mein Fels, mein Hort, 
mein Schild, mein Kraft,
mein Hilf, mein Heil, mein Leben,
mein starker Gott in aller Not,
wer mag mir widerstreben …
AMEN

Monatsspruch August  2023

Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.

Psalm 68,8

Menschen fragen nicht erst seit heute, warum Gott das Böse zulässt. Dieses Problem wird seit dem Philosophen Gottfried Wilhelm Leibnitz (1646-17169) „Theodizee“ genannt. Sie beinhaltet den „Versuch einer Rechtfertigung Gottes angesichts des von ihm trotz seiner Allmacht und Güte zugelassenen Übels, Bösen und Leidens in der Welt“ (Lexikon). Viele Philosophen und Theologen haben sich damit beschäftigt, tun es noch heute und vermögen die Frage nicht zu beantworten. Vielleicht hängt es mit dem Gebot zusammen, dass wir Menschen uns kein Bild von Gott machen sollen. Gott will nicht erklärt, sondern erfahren werden Und Erfahrungen – gute Erfahrungen – mit ihrem Gott haben unendlich viele Menschen der Bibel gemacht, machen auch heute noch trotz Corona, Kriegen in der Welt, Krebserkrankungen, Obdachlosigkeit, Armut u ä. auch unendlich viele Menschen Diese guten Erfahrungen sind als Sinnbild Gottes Flügel, unter deren Schatten Menschen geholfen wird und gerettet werden. Ihr Dank, unser Dank schlägt sich in Freude nieder Am Beispiel von an Demenz Erkrankten stelle ich eines meiner Gedichte in Auszügen vor unter dem Thema 

 „Geborgenheit“ 

Du bist verwundet, alles wird dir fremd, kennst die Deinen nicht mehr, kaum noch dich selbst, erinnerst dich nicht mehr dessen, was dir bislang wichtig erschien. Verletzt bist du in deiner Seele, einsam und traurig, deine Gedanken die unseren nicht mehr. 

Doch – vermagst du zu hören das Schwingen über dir gleich Flügelschlagen? Dein zagender Blick richtet sich auf, du lauschst. Ausgebreitet für dich – die Flügel, noch in der Ferne kommen sie näher. 

Endlich – unter ihren Schatten Zuflucht für dich – Geborgenheit. 

Geduldige, Befähigte, Mitfühlende, Liebende sind die Sendboten Gottes.  

Der Psalmist nennt Gott „meinen Helfer“. Dies setzt ein großes Vertrauen voraus, gerade in einer Zeit voller Not und Sorgen zu Gott beten zu können, ihn im Bittgespräch nicht los zu lassen und weiter auf seine Hilfe zu hoffen. 

Im Hebräerbrief ruft uns sein Autor zu: „Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat! 

Gebet

Herr Gott, lass es doch manchmal , 
für einen Augenblick, sein, 
 als ob wir gehen auf Flügeln – 
so wie wir Menschen gehen 
auf dem Weg zu einem Neubeginn. 

AMEN

Monatsspruch Juli

Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen

Matthäus 5, 45

Zwei Forderungen aus der Bergpredigt, die uns Menschen wohl am schwersten fallen.

Die Gegenwart mit dem Ukraine-Krieg, dem Krieg im Sudan, im Jemen … so viel mehr müsste noch aufgezählt werden.

Vielleicht sollten wir auch an die noch nicht so lang vergangene Zeit in der DDR denken:

Menschen wurden verhaftet und mit Drangsal beschwert, weil sie nicht im Sinne des Regimes dachten und handelten.

     Sie also hätten ihre Peiniger lieben und für sie beten sollen?

Gehen wir noch einen Schritt weiter zurück in die Zeit des Nationalsozialismus: Sechs Millionen Juden wurden in Konzentrationslagern gequält und ermordet.

Ihre Peiniger lieben? Für sie beten? Verlangt da Jesus nicht Unmögliches?

     Wie steht es in unserer heutigen Gesellschaft? Das Klima unter uns ist rauer geworden, an manchen Stellen kann man sogar von Unmenschlichkeit reden: Was würden die Angehörigen der Opfer von Amokläufern sagen, wollten wir ihnen Jesu Aufforderung nahelegen? Die Antwort ist klar. Überfälle, Einbrüche, Mobbing untereinander und Gegeneinander lassen nicht mehr von Liebe reden.

Die Betroffenen fühlen sich verfolgt. Es drängt auf allen diesen Ebenen nach Konfliktlösung.

Eine solche stellt z.B. das „Friedensstiftertraining“ dar – ein Jugendprojekt, nach dem 

Jugendliche befähigt werden, Gewalt zu erkennen und gewaltfreie Alternativen zu entwickeln.

     Wer könnte Vorbildwirkung haben?

Namen wie Mahatma Gandhi oder Dietrich Bonhoeffer fallen, Pablo Picasso, der zwar kein Christ war, aber die „Friedenstaube“ ins Leben gerufen hatte. Und nicht nur diese Taube gilt als Friedenssymbol, sondern auch der Ölzweig, den sie im Schnabel hält. Der berühmte Maler und Kriegsgegner geht dabei auf die Geschichte mit Noah und seiner Arche zurück.

    Auch der ehemalige Bundeskanzler Willi Brandt gab 1970 durch die Geste der Demut mit seinem Kniefall vor dem Ehrenmal des Warschauer Ghettos ein Beispiel für Respekt.  

Mit diesem seinem Verhalten zeigte er der Welt, wie Frieden Gestalt annehmen kann

     Der Buddhismus als nicht christliche Religion ist eine Religion des Friedens:

„Durch Freundschaft kommt die Feindschaft zur Ruhe“.           

     Das Alte Testament spricht an vielen Stellen von Feindschaft; selbst die Psalmen sind nicht von Rachegedanken frei. Von Gott wird vom Propheten Nahum berichtet, dass er seine Feinde mit Finsternis verfolgt“.

Wenn wir Menschen aber die Aufforderung Jesu einhalten möchten – es wird uns schwer gelingen, denn Feindesliebe ist keine Leistung, sondern sie ist ein Geschenk Gottes, eine Gnade…

Um diese Gnade und um unser Bemühen um Frieden wollen wir Christen beten.

Gebet

Gott, wir bitten dich um den Frieden in unseren Herzen, wie Albert Schweitzer es formuliert hat: Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen der Mitmenschen. 
AMEN

Monatsspruch Juni

Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle

1.Mose 27, 28

„Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt“, so sangen wir in der Passionszeit und atmeten auf bei der weiteren Liedzeile „Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt“.


Unser Juni-Monatsspruch ist jahreszeitlich gebunden – bald steht die Getreideernte vor der Tür: Korn, das wir im Brot dringend benötigen und dessen Verteilung in der Welt so ungerecht vor sich geht.


Damit das Korn gedeiht, benötigt es den Regen, für den der Tau hier symbolisch steht, aber nicht nur als Symbol, sondern auch als die Grundlage für Wasser und Brot. So haben wir es im 2. Mosebuch gelesen: die Israeliten hungern und dürsten in ihrem Lager; da schickt Gott Tau vom Himmel; „am Morgen lag Tau rings um das Lager“. Und der verwandelt sich „rund und klein wie Reif auf der Erde“ (2.Mose16, 31) in das, was die Israeliten „Manna“ fortan nennen – vom Himmel gefallene Nahrung.


Gott vergleicht sich an anderer Stelle im Alten Testament selbst mit dem Tau: „Ich will für Israel wie der Tau sein, … von Korn sollen sie sich nähren und sprossen wie der Weinstock“…
(Hosea 14,6).


Für das Gedeihen von Brot und Wein, wie für alle Pflanzen ist der Erdboden die Grundlage, besonders die fetthaltige Erde, das, was wir „gute Erde“ nennen, z. B. Humuserde. Jeder, der aus Freude am Gärtnern pflanzt, sieht darauf, dass seine, besonders die auf dem Komposthaufen gewonnene Erde gutes Wachstum verspricht.
Nun aber hat der Monatsspruch, mitten aus dem Kontext heraus genommen, eine noch ganz andere Bedeutung. Er ist eigentlich ein Segensspruch.
Als Isaak, der Sohn Abrahams, alt und blind geworden war, betrog sein Sohn Jakob, der Zwillingsbruder Esaus, diesen um sein Erstgeburtsrecht und den damit verbundenen väterlichen Segen.


Der Vater konnte unter den beiden Söhnen nicht mehr unterscheiden und im Vertrauen, dass es Esau sei, segnete er Jakob und sagte zu ihm: „Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle!“
Erst als Esau später vom Vater ebenfalls seinen Segen erbat, merkte Isaak, dass der jüngere Sohn ihn betrogen hatte. Er konnte Esau nicht noch einmal diesen Segen erteilen, worauf Esau weinend fragte: „Hast du denn nur einen Segen, Vater“?


Jakob floh und erhielt viele Jahre später den göttlichen Segen, als er im Ringen mit einem Engel forderte: „ Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ Mit diesem Segen erhielt er den Namen „Israel“.


Segen als göttliche Zuwendung; wir erleben ihn heute am Ende eines Gottesdienstes. Aber auch Menschen untereinander dürfen sich Segen zusprechen. Es ist ein besonderes Geschenk gesegnet zu werden. Es festigt den Glauben an Gott oder lässt ihn erwachen.

Gebet

Gottes Kraft stärke dich
Gottes Trost erfülle dich
Gottes Freude begleite dich
So segne dich Gott,
Heute, morgen und alle Tage deines Lebens
AMEN

Monatsspruch Mai

Weigere dich nicht, Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag

Sprüche, 3, 27

In einem Fernsehbericht ging es um die Spendenbereitschaft in Deutschland. Dabei kam heraus, dass die ärmere Bevölkerung weitgehend  spendenfreudiger ist als die Menschen in Deutschland, denen es finanziell so viel besser geht.

An dieser Stelle muss allerdings eingefügt werden, dass Millionäre und etliche große Firmen – meist ungenannt – hohe Beträge für Hilfswerke und Aktionen gegen den Hunger stiften.

   Der Monatsspruch in diesem Monat ist ein Spruch aus der Spruchsammlung Salomos, des Sohnes von König David. Er wurde etwa um 990 vor Christus geboren und man nannte ihn „ Friedenskönig“. Ein Bibellexikon erklärt den Wohlstand der Bevölkerung folgendermaßen: „Das Volk wohnt sicher zu seiner Zeit, jeder unter seinem Weinstock und seinem Feigenbaum“. Es geht den Menschen also gut und kaum jemand wird wohl einem Bedürftigen seine Hilfe verweigern. Wahrscheinlich braucht es der Mahnung gar nicht, sich der Barmherzigkeit zu verweigern. Allerdings räumt Saulus ein, dass der Geber sich des eigenen Besitzstandes auch sicher sein muss, „wenn es die Hand zu geben vermag“.

   Wir denken an den Markus-Text, der von der armen Witwe berichtet. Sie gab in den Opferkasten alles, was sie besaß – zwei Scherflein, der Wert eines Hellers. Jesus, der diese Begebenheit im Tempel beobachtet hatte, erklärte seinen Freunden, dass die meisten „von ihrem Überflus eingelegt haben“, diese Witwe aber „hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt“ (Markus 12, 41 ff).

   An dieser Stelle möchte ich eine persönliche Begebenheit erzählen: In unserem ersten, weiträumigen Pfarrhaus auf dem Land brauchte ich nach der Geburt des zweiten Kindes eine Haushaltshilfe. Eine alte Frau, körperlich nicht mehr gesund, bat, uns helfen zu „dürfen“. Mit schlechtem Gewissen ließ ich es zu und als es ans Bezahlen ihrer Arbeitsstunden ging, lehnte sie voller Güte das Geld ab, das sie sich doch eigentlich erarbeitet hatte. Da unsere „Hand es vermochte“,Gutes mit Gutem auszugleichen, schwanden unsere Gewissensbisse.

   Wir feiern in diesem Monat das Pfingstfest. In der Apostelgeschichte wird berichtet, wie der Heilige Geist über die Jünger ausgegossen wurde. Menschen aus den verschiedensten Teilen des römischen Reiches hörten die Predigt des Petrus und spürten plötzlich, dass sie alle diese Predigt in einer einheitlichen Sprache verstanden – das Pfingstwunder.

Als erste Christen begannen sie die Gütergemeinschaft zu pflegen: Alles Besitztum gehörte zu gleichen Teilen jedem Einzelnen und an Mangel hatte keiner zu leiden.

„Willst du vollkommen sein, so gehe hin und verkaufe, was du hast und gib es den Armen!“, so die Worte Jesu aus dem Matthäusevangelium.

Gebet

Herr, gib uns unser täglich Brot,
lass uns bereit sein, in der Not zu teilen,
was du uns gewährt.
Dein ist die Erde, die uns nährt.
AMEN

Die Sorge um mein tägliches Brot
Ist eine materielle Frage.
Die Sorge um das Brot meines Bruders
Ist eine geistliche Frage.

Nikolai Berdjajew

PASSIONSZEIT UND OSTERZEIT IM MONAT APRIL

Palmarum

Eine festliche Stimmung liegt über der Schulaula. Erwartungsvolle, auch aufgeregte junge Gesichter richten sich nach vorn.

Die Aufzählung der Namen und die darauf folgende Auszeichnung beginnen. Ein Achtzehnjähriger ist der Abiturbeste. Ein Sturm der Begeisterung bricht los.

Die Mitschüler zeigen ihre Sympathie für den Gleichaltrigen, den sie als bescheiden und kameradschaftlich kennengelernt hatten.
Noch weiß der Umjubelte nicht, dass sein weiterer Weg ein einsamer, schwerer werden wird.
od

Das Volk, das ihm nachfolgte, schrie: Hosianna, gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!
Matthäus 21,9


Leute, die mir heute erwartungsvoll applaudieren, schreien morgen schon enttäuscht, verhetzt: Kreuzige! Du aber hilfst mir zu sprechen: Herr, vergib ihnen!
Christian Weber

Gründonnerstag

Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Herr.
Psalm 111, 4


Die Einsicht, dass die Mitte der Nacht der Anfang des Tages ist, dass in der Dunkelheit menschlicher Angst der Tag Gottes anbricht, ist die Frucht, die aus dem Glauben wächst.
Jörg Zink

Karfreitag

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Ein ungeheuerlicher Satz. Der Christus, selber ein Göttlicher, wäre von Gott verlassen? Sein Schrei verliert sich im Weltall. Die Frage war falsch. Alle Warum-Fragen sind falsch. In diesem Augenblick ist er ganz Mensch, ganz unser Bruder. Jetzt erfährt er unsere Situation der Verlassenheit. Sein Schrei ist unser Schrei.
Luise Rinser


Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir FRIEDEN hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
Jesaja 53,4.5


Zärtlichkeit: je vollkommener sie ist, desto verletzbarer ist sie auch. Sie nimmt den Schmerz in sich auf. Der Schmerz Gottes ist darum der vollkommenste Ausdruck seiner Liebe.
Kazoh Kitamori


Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!
Matthäus 27,5

Karsamstag

Den Kelch gefüllt mit Qual durchleiden,
Verrat und menschliche Enttäuschung
Überwinden,
Verspottungen ertragen;
Für Schuldbeladene
Worte füllen und vollenden:
Nicht mein Wille-
Der DEINE sei!
Gewalt erleiden
Kreuz und Tod
Gethsemane bis Golgatha …
od


Dieser Samstag ist kein gewöhnlicher. Er wird zum Tag der Stille und der Besinnung. Was da auf Golgatha geschehen ist, muss reflektiert werden. Wie wird es mit Jesus weitergehen? Wie wird es mit mir selbst weitergehen? Wie lange werden meine Gedanken und meine Trauer anhalten?
od

Ostersonntag

Mir ist ein Stein vom Herzen genommen; meine Hoffnung, die ich begrub, ist Auferstanden Wie er gesagt hat, er lebt, er lebt, er geht mir voraus.
Lothar Zenetti

Dies ist der Tag, den der Herr macht, lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
Psalm 118, 24


… Des Frühlings erste Boten grüßen – hier Veilchen, Szilla blau, dort Anemonen
und über allem wacher Vogelruf; es ist die Auferstehungszeit. Natur steht auf, der Mensch mit ihr und mancher wartet auf das leere Grab, von Zweiflern hart umstritten, von Glaubenden herbeigesehnt – die Hoffnung in das Kreuz gelesen.
im Auzug od

Ostermontag

Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Hallelujah
Lukas 24,6a, 34


Wer die Osterbotschaft gehört hat, der kann nicht mehr mit tragischem Gesicht herumlaufen und die humorlose Existenz eines Menschen führen, der keine Hoffnung hat.
Karl Barth


Das Licht ist nicht tot. Gott ist nicht tot. Die Hoffnung ist nicht unbegründet.
Jesus ist nicht ein leerer, toter Name, nicht nur der Gekommene, sondern der Kommende, das Licht der Welt, die im Dunkeln liegt, das Licht auf dem Wege, das Licht der Heimat, auf die wir zugehen.
Helmut Gollwitzer

Antwort auf den 24. Februar 2022

Komm näher, Frieden, komm, damit wir die Rüstung ablegen können
Und ein Ende haben Erstarrung, Unterdrückung, Gewalt.
Komm näher, Frieden, komm, damit uns die Kraft bleibt, uns täglich
Gegen die Mutlosigkeit zu entscheiden, die Ausdauer nicht zu verraten.
Komm näher, Frieden, komm mit einem anderen Leben, ohne Würgen.
Komm näher, Frieden, komm, es darf nicht weitergehen wie bisher,
Hinterhältig halten sie dich von uns fern.
Auch wir sind auf dem Weg, dürfen nicht nur auf dich warten.
Komm näher, Frieden komm,
Als Sehnsucht nach dir nehmen wir dich wahr
Auf unseren Reisen durch die Bangigkeit.
Komm näher, Frieden, komm!
Die Erde braucht dich für ihre neue gerechte Gestalt.
Noch bleibt fast alles zu tun.
Im Auszug Walter Helmut Fritz
Zusammengestellt von Orla Danz

Monatsspruch März

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?

Römer 8, 35

Wen meint der Apostel Pauluus, wenn er von „uns“ spricht?

Natürlich uns, die Glaubenden, die Christen. Und dennoch, so„selbstverständlich“ ist das nicht. Auch Ungläubige liegen in Gottes Hand; sie ahnen es nur nicht.

Welchen Gefahren sieht der Apostel uns ausgesetzt, die uns von der Liebe Christi trennen könnten?

Der Monatsspruch ist nur zur Hälfte im Vers 35 beschrieben, der zweite Teil zählt diese Gefahren auf: Trübsal, Angst, Verfolgung, Hunger, Blöße, Gefahr und Schwert (was in unserer Zeit die Waffe meint).

Paulus weiß, wovon er spricht, hatte er doch vieles von den aufgezählten Nöten selbst in seinem Leben schon erlebt.

Im 2. Korintherbrief erzählt er im 11. Kapitel ( Verse 23 bis 25), wie oft er sich in Todesnot befunden hat, geschlagen und gesteinigt, von Hunger, Durst und Kälte gequält.

Sollte er mit diesen schweren Erfahrungen noch am Glauben an Gott festhalten können?

Wie steht es um uns heute auf der ganzen Erde? Wieviele Millionen Menschen müssen Gleiches erleiden!

Und vermögen nicht, sich am Trost durch den Glauben an Gott festzuhalten,

„Ich habe so oft zu Gott gebetet, aber er half mir nicht“ – diesen Satz hört man nur allzu oft.

Im Vers 37, zwei Verse nach unserem Monatsspruch, löst Paulus dieses Problem mit seinem Glaubensbekenntnis.

„Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges, noch Zukünftiges, weder Hohes, noch Tiefes … uns scheiden kann von der Liebe Gottes“.

Welch tiefes Vertrauen steckt in diesen Zeilen und wie könnten sie uns Menschen, glaubenden und auch bisher nicht glaubenden, helfen, mit den Kriesen unserer Zeit umgehen zu lernen.

Die Angst vor Mächten und Gewalten und dem Unbekannten in der Zukunft unseres noch jungen Jahres kann kaum deutlicher ausgesprochen werden als es Paulus – uns allen zum Trost – hier tut.

Wir befinden uns in der Passionszeit. Es ist dies eine Zeit, die kaum wie eine andere im Jahr zur Besinnung und innerem Rückgezogensein einlädt.

Der Monatsspruch bietet die Anleitung.

Gebet

Herr, du erforschst mich und kennst mich.
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;
Du verstehst meine Gedanken von ferne.
Ich gehe oder liege, so bist du um mich
Und siehst alle meine Wege…
Von allen Seiten umgibst du mich
Und hältst deine Hand über mir…
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz.
AMEN

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